electronic access 93
Konzert für elektronische, elektroakustische und experimentelle
Musik
17.November 1993, 19.30 Uhr
ORF Landesstudio Steiermark
Marburger Straße 20, Graz
André Ruschkowski Autologous (1991)
Elektroakustische Tonbandkomposition
Olga Neuwirth Schlagschatten (1992)
Fagott und Elektronik
Klaus Hubmann, Fagott
Andreas Weixler Corresponding Methal (1993)
Schlagwerk, Klavier und Elektronik
Shinobu Zhuber-Okrog, Klavier
Christian Riegler, Schlagwerk
Vitus Pirchner, Schlagwerk
Helmut Dencker Stylus phantasticus 1 (1990-93)
8-Kanal-Komposition
Katharina Klement Brandung (1992)
2-Kanal-Komposition
Winfried Ritsch Kammerkonzert von Stumme Diener
Sieben (1992/93)
7-Kanal-Komposition
Künstlerische Leitung u. Organisation:
Andreas Weixler
Tonregie: Norbert Schnell
Programm:
Andre Ruschkowski: Autologous
Der Titel "Autologous" weist auf den gemeinsamen Ursprung von
Klangmaterial und Klangstruktur in diesem Stück hin.
Ausgangspunkt bildete eine grafische Struktur. Diese optische
Anordnung von Bildpunkten wurde mit einem Computerprogramm in
MIDI-Signale umgewandelt. Die mit dieser Methode gewonnene
Klangstruktur (Dauer: 30 Sekunden) diente einerseits als
komplexer Klangbaustein, andererseits prägte die Tektonik der
“optisch/akustischen" Keimzelle auch die musikalische Großform
des Stückes.
Das Klangmaterial des Stückes umfaßt ausschließlich
Lautäußerungen der menschlichen Stimme, vorzugsweise Zischlaute.
Die Uraufführung erfolgte am 12.Februar 1992 im Rahmen des
Festivals INVENTIONEN '92 in der Berliner Akademie der Künste.
Olga Neuwirth: Schlagschatten
Hardware: IRCAM Signal Processing Workstation (ISPW)
Software: Mosaik
Realisiert 1992 im Rahmen des IRCAM-Workshops in
Szombathely/Ungarn.
Olga Neuwirth geb.1968 in Graz; 1983 - 1986 Teilnahme an der
Deutschlandsberger Komponistenistenwerkstatt unter Hans Werner
Henze und Gerd Kühr; 1986/87 Studium am Conservatory of
Music/San Franzisco bei Elinor Armer und Teilnahme an versch.
Sommerkursen; Ab 1987 Studium bei Erich Urbanner an der Wiener
Musikhochschule; 1992 Preis der Stadt Wien; Studium bei Tristan
Murail in Paris seit Herbst 1993.
Klaus Hubmann geb.1959 in Graz; Studium Fagott an der
Musikhochschule Graz bei Rudolf Frodl; 1983 Lehrbefähigung und
Diplom mit Auszeichnung; Repertoirestudium bei Dietmar Zeman
(Graz,Wien); Ergänzungsstudium Aufführungspraxis; 1985 Mag.art.;
Studium Musikwissenschaft und Germanistik an der
Karl-Franzens-Universität Graz; 1989 Mag.phil.; 1991 Dr.phil.;
1978 - 1984 Studium Sologesang an der Grazer Musikhochschule bei
Pöltinger,Jane; seit 1987 Hochschulassistent am Institut für
Aufführungspraxis; seit 1992 Konzertreferent des Steirischen
Tonkünstlerbundes; 1981 1.Preis und Sonderpreis der Wiener
Philharmoniker beim Wettbewerb "Jugend musiziert"; 1981
Förderungspreis der Stadt Graz; Mitglied des Grazer
Bläserquintetts, Barockfagottist bei mehreren Ensembles;
zahreiche Konzerte im In- und Ausland und bei renommierten
Festivals; Rundfunk-, Schallplatten- und CD-Aufnahmen; Gründer
und Leiter des Ensembles "Catcanei - Studio für alte
Musik,Graz"; mehrere Publikationen vor allem zur
Fagott-Geschichte und zur steirischen Musikgeschichte.
Andreas Weixler: Corresponding Methal
Das 1993 entstandene Werk hat Entsprechung und Verfremdung zum
Thema.
Ausgangspunkt war die Teiltonreihe und ihre Abweichungen bei
Metallklängen, worauf die klangliche als auch die zeitliche
Organisation beruht.
Das Werk ist für zwei Schlagwerker, Klavier und Elektronik in
Vier-Kanal-Technik konzipiert.
Die rein elektronische Vorarbeit, "Methabl 2.5", wurde 1993 am
3. Internationalen Festival für zeitgenössische Musik in
Bogotá/Columbien uraufgeführt.
Produziert im Privatstudio A.Weixler.
ADAT-Master am Institut für Elektronische Musik, Graz.
Klangerzeugung: Ensoniq EPS 16 plus. Yamaha Tx 802, Atari 1040
St Computer und div. Peripheriegeräte.
Gefördert durch das Bundesministerium für Unterricht und Kunst.
Andreas Weixler geb.1963 in Graz; 1982 Matura, anschließend
Elektronikstudium mit Spezialgebiet Tontechnik; seit 1986
Kompositionsstudium an der Hochschule für Musik und darstellende
Kunst in Graz u.a. bei Andrzej Dobrowolski, Younghi Pagh-Paan,
und Beat Furrer. Zahlreiche Aufführungen im Bereich von neuer
Musik, elektronischer Musik, jazzverwandter Musik, Musiktheater
& Tanzperformance. 1992/93 Lehrauftrag als Gastkomponist am
Institut für Elektronische Musik an der Hochschule für Musik und
darstellende Kunst in Graz. Redakteur der Publikationsreihe
"Beiträge zur Elektronischen Musik" 1992/93 Seminare: 1992
Komposition & Analyse in der Filmmusik bei Ennio Morricone
in Basel/ Schweiz.1992 UPIC (Paris) am Institut für
Elektroakustik in Wien.
Shinobu Zhuber-Okrog geb. in Nagoya/ Japan; Klavierstudium am
Ueno Gakuen College in Tokio; Teilnahme an mehreren Seminaren in
Japan und in –Österreich; Weiterführendes Studium an der
Musikhochschule Graz.
Christian Riegler geb. 1970 in Gleisdorf; mit 7 Jahren erster
Schlagzeugunterricht in der Musikschule Gleisdorf; 1985 Aufnahme
in die Musikhochschule Graz; Diplomstudium Schlaginstrumente bei
Gerald Fromme; Tätigkeit in verschiedenen österreichischen
Ensembles und Orchestern; Mitwirkung bei Rundfunk- und
Plattenaufnahmen.
Vitus Pirchner geb. 17.6.1967 in Zell am See; seit 1986
klassisches Schlagwerk bei Ernst Theis am Konservatorium Wien;
Außerdem Studien bei Anton Möhlhofer (Percussion, Berkely
Institute, USA) und bei Walter Grassmann (Jazzschlagwerk,
Theater an der Wien); Zusammenarbeit mit Chester Washington
(Earth, Wind and Fire) und Bumi Fian (Vienna Art Orchestra) und
anderen; Gründungsmitglied des "Ensemble Contra"; Mitglied des
Gustav-Mahler-Jugendorchesters und des EG-Orchesters; Substitut
an der Wiener Staatsoper, der Volksoper, der Kammeroper, beim
Niederösterreichischen Tonkünstlerorchester und beim
ORF-Sinfonieorchester (Steirischer Herbst, Salzburger
Festspiele).
Katharina Klement: Brandung
Ein Stück für Tonband/ 2-Kanal, mit besonderer Berücksichtigung
der beiden Kanäle links/rechts. Dadurch gibt es vier Elemente,
deren Raumbewegungen grundsätzlich definiert sind:
A) linker und rechter Kanal "verwoben"
B) Springen von links nach rechts (und umgekehrt)
C) starres,lineares Auftreten links oder rechts
D) Fläche,die sich links und rechts gleichmäßig ausbreitet
Die gedanklich-intuitive Grundlage bilden die ersten vier Zeilen
eines Gedichtes von F.G.Lorca:
Esta luz,este fuego que devora.
Este paisaje gris que me rodea.
Este dolor por una sola idea.
Este angustia de cielo, mundo y hora.
Das Stück wurde ausschließlich analog, mit Tonband und
Mehrspurgerät, gearbeitet. Realisiert 1992 im Studio A.
Lichtenfels und am Institut für elektroakustische Musik in Wien.
Katharina Klement geb. 1963 in Graz; Musikstudium mit Hauptfach
Klavier in Graz und Wien; querverbindende Projekte in den
Bereichen Tanz und Performance; Besuch des Lehrgangs für
elektroakustische und experimentelle Musik in Wien.
Helmut Dencker: Stylus phantasticus I
Der Titel dieser Komposition ist dem Buch Der vollkommene
Capellmeister (1739) des Hamburger Musikschriftstellers Johann
Mattheson entnommen, der im 10. Kapitel des Buches auf den
phantastischen Stil hinweist, der ...eigentlich nicht sowohl im
Setzen oder Componiren mit der Feder, als in einem Singen und
Spielen, das aus freiem Geiste, oder, wie man sagt, "ex tempore"
geschiehet. Im weiteren Verlauf weist er auf das große Können
Händels, der ...in seinen Schauspielen, solche Accompagnemens
geseßet, dabey das Clavier allein, nach des Spielers Gefallen
und Geschicklichkeit, ohne Vorschrift in diesem Styl
hervorragte: welches seinen Mann erfordert, und etlichen
anderen, die es haben nachthun wollen, nur schlecht von der
Faust gegangen ist; ob sie gleich sonst ziemlich Sattelfest
sind...Nur Schade, daß keine Regeln von solcher Fantasie Kunst
vorhanden.
Technisches Equipment: Yamaha TG 77, Roland D-550, Ensoniq
ASR-10 Sampler, Yamaha SPX-1000 Multi-Effect Processor, Korg,
DRV 3000 Dual-Effect Processor, Fostex 812 Mixer, Sony
TCD-D3DAT, Tascam TSR-8 Multi-track recorder, Atari Mega STE
Computer und die Computermusiksprache des Komponisten: Algorithm
Musical Processing Language (AMPL).
Helmut Dencker geb.1944 in Husum (Schleswig-Holstein); erste
musikalische Ausbildung am Hamburger Konservatorium; 1968-1971
Studium der Kirchenmusik an der Musikhochschule in Lübeck; nach
mehrjähriger tätigkeit als Kirchenmusiker in Norddeutschland von
1972 bis 1978 Kompositionsstudium bei Ivan Eröd und Andrzej
Dobrowolski an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst
in Graz; 1975 Diplomprüfung im Hauptfach Komposition; Ao-Studium
an der Technischen Universität Graz und intensive Beschäftigung
mit der Informationsästhetik, dem französischen Strukturalismus
und der elektronischen Musik; seit 1976 Lehrbeauftragter für
Musikgeschichte des 20.Jahrhunderts, für Computer- und
elektronische Musik, sowie für Musiktheorie an der Grazer
Musikhochschule; Vorträge und Gesprächskonzerte im In- und
Ausland;
Aufführungen in Amsterdam, Los Angeles, Bludenz, Bogotá, Brno,
Dublin, Graz, Houston, Klagenfurt, Kromeriz, Leibnitz, Linz,
Löneburg, New York, Osnabrück, Rom, University of Texas (Austin)
und Wien.
1975 Dr.Eduard Coudenhove-Preis
1976 Staatsstipendium für Komponisten der Republik –Österreich
1977 Kunstförderungspreis der Stadt Graz
1993 Auszeichnung beim Kompositionswettbewerb INTERNATIONAL
COMPETITION MUSICA NOVA 93 - PRAGA
Winfried Ritsch: Kammerkonzert von Stumme Diener
Sieben
Sieben "Stumme Diener" als Musiker Lautsprecher geben ein
Konzert.
Das Publikum befindet sich innerhalb der in Heptagrammordnung
aufgestellten Lautsprecher und kann somit die Kommunikation
zwischen den "Musikern" mitverfolgen.
Den Lautsprechern werden spezielle Klänge als "Instrumente"
zugeordnet. Im Laufe der Komposition ergibt sich eine
Veränderung bezüglich des Einsatzes der Instrumente, sowie der
Kommunikationsprozesse zwischen den Musikern, welche sich im
3.Satz zu einem fast harmonischen Zusammenspiel zuspitzt...
Alle Teile wurden mittels deterministischen
Kompositionsprogrammen erstellt.
Entstanden am Institut für Elektronische Musik in Graz.
Winfried Ritsch Matura, Studium der Tontechnik,Komposition in
Graz; seit mehreren Jahren Beschäftigung mit Computermusik; seit
Herbst 1989 Lehrbeauftragter am Institut für Elektronische
Musik, Graz; Gründung des Klangateliers Algorythmics;
Forschungstätigkeit im Bereich der Computermusik und
Musikelektronik; Beschäftigung mit dem Medium Radio und mit
angrenzenden Gebieten, dazu Performances, Installationen und
Skulpturen; telematische Projekte.