Eine Konzertreihe Neuer Musik aus Graz
Werke von:
Termin:
Konzertprogrammierung: Gerd Noack
"Weitergehen heißt weit gehen.
Weit gehen heißt
zurückkehren." (Lao Tse)
Was so mancher große Geist des 19. Jahrhunderts als "Königsdisziplin" der Kompositionslehre verstand, ist heute durch den Reiz gemischter Instrumentalbesetzungen vielfach in den Hintergrund gedrängt, jedoch für Manche nach wie vor eine Herausforderung der besonderen Art: Jene zwei Violinen, Viola und Violoncello, welche Joseph Haydn erstmals 1755 in Form von "Divertimenti" zusammen musizieren ließ: Das Streichquartett.
Ist das Streichquartett heute noch eine adäquate Besetzung/Ausdrucksform? Ist es nach wie vor erweiterbar? Sind nicht alle seine Möglichkeiten bereits mehr als ausgereizt? Die Musikgeschichte hat unterschiedlichste Werke dieses Genres hervorgebracht, von einer denkbar großen Komplexität wie etwa in Beethovens Spätwerk, solche beinahe sinfonischen Charakters (Franck, Ravel, etc.), in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts dann jene Quartette, die Grenzen der klanglichen und musikalischen Möglichkeiten ausloten oder auch überschreiten (Nono, Lachenmann), oder die Tradition der Streichquartettliteratur überhaupt ignorieren (z.B. Cage). Heute stehen wir möglicherweise (einmal mehr) am Ende und Anfang einer Entwicklung, die für jeden Einzelnen unterschiedliche Formen annehmen kann und wird. Unabhängig vom Expertenstreit, wann nun die Jahrtausendwende tatsächlich stattfindet, befinden wir uns künstlerisch/ästhetisch in einem Wandel. Sind wir jenseits der Postmoderne, oder gar, wie es der Popmusiker Falco einmal ausdrückte: "Wir überholen uns längst wieder, sind POST OF ALL"?
Der Frage, was Streichquartette heute sein können, ist die KomponistInnenvereinigung die andere saite nachgegangen. Dabei haben sieben in Graz lebende KomponistInnen unterschiedlichste Werke für diese historische Besetzung geschrieben, deren Uraufführung am 20. Oktober 2000 um 20 Uhr im großen Minoritensaal zu hören sein wird. Hierbei ist es gelungen, mit Theodoros Patsalidis, Barbara Haslmayr, Wolfgang Stangl und Ruth Straub vier hervorragende InterpretInnen aus dem Grazer Raum zu gewinnen, welche alle sowohl mit historischer als auch mit zeitgenössischer Musikliteratur weitreichende Erfahrung aufweisen können. Ein nuancenreicher Abend, der sowohl neue Wege aufzeigen als auch Fragen offen lassen wird, ist zu erwarten.
Es spielen: Theodoros Patslidis, Barbara Haslmayr (Violinen)
Wolfgang Stangl (Viola), Ruth Straub (Violoncello)
Werke von: Thomas Amann
Se-Lien Chuang
Gerd Noack
Kiawash Saheb-Nassagh
Henrik Sande
Orestis Tanis
Zeit: 20. Okt 2000, 20 Uhr
Kulturzentrum bei den Minoriten, Graz