Se-Lien Chuang am IEM in Graz, 1997

Se-Lien Chuang live am Ultraschall Festival, Berlin, Sophiensäle 2005

                                                                                      Präpariertes Klavier

Arco-Piano

Virtuose arco-Spieltechniken, bei denen die Saiten des Klavieres mittels Bogenhaaren gestrichen werden,  sind die Spezialität der Pianistin Se-Lien Chuang.
Durch phrasieren mehrstimmiger Akkorde werden klangreiche Obertonstrukturen ausgelöst.

Die arco-piano Technik ist eine zeitgenössische Spieltechnik an einem Flügel, in der mit gebündelten Bassbogenhaaren/Geigenbogenhaaren die Saiten des Klaviers angeregt und ein zauberhafter obertonreicher Klang hervorgerufen werden.  Die Komponistin hat diese Spieltechnik zu einem Niveau entwickelt an dem polyphone Klänge der Saiten und ihrer Obertöne anspruchsvoll kontrolliert werden und wir können gespannt sein wie diese in einer ausgeschrieben Partitur weiterhin von anderen PianistInnen Anwendung findet.


"Mein spezieller Bereich beim präparierten Klavier liegt in der Verwendung der Arco-Piano Technik, die mit in der Saiten eingefädelten Bündeln der Bogenhaaren entlang der Saiten bzw. auf der Flageolettnoten (Schwingungsknotenpunkte) der Saiten des Klavier bespielt wird, wobei die verschieden Dickheit der Bündeln und die Materialien der Bogenhaaren von den Lagen der Saiten (bei Basssaiten mit Cello bzw. Kontrabass Bogenhaaren, bei der Diskantsaiten mit Geigenbogenhaaren) abhängen. Die Bündeln sind auf beiden Enden befestigt und sehen richtig wie Zöpfe aus, und unterscheiden sich von der herkömmlichen Technik von Cage, z.B. mit 1 Haar. In den meisten Stücken mit Arco-Piano wie Interlude for pi and for Io (2005) von Se-Lien Chuang und Andreas Weixler, audio-visuelle Echtzeit Improvisation mit arco-piano (http://avant.mur.at/works/pi_io/avirealisation.dt.html), SpectraSonic V:NM (2009) von Se-Lien Chuang und Andreas Weixler, Audiovisuelle Interaktion (http://vnm.mur.at/fest_99_05/09_sites/festival09/sites/spectra-sonic.html) sind 7-12 Bündel in den Klaviersaiten präpariert worden. Die Arco-Piano Technik ist meiner Ansicht nach eine sehr anspruchsvolle Spieltechnik in physikalischer, biologischer und gestischer Hinsicht, man müsste mal im optimalen Umstand die ganze Länge der Saiten streichen können, damit die maximale Vielfalt der Spektren der Klängen erreicht werden kann, dann beanspruchen die kontinuierliche Pedalisierung des rechten Pedals und das Verbeugen des oberen Körpers die Last der Wirbelsäule und die Muskeln des rechten Beins, denn zur Klangbildung bei der Arco-Piano Technik gehört der intensive Einsatz des Fortepedals, auf dem man die meiste Zeit steht, was wiederum zusammen mit dem Vorbeugen in das Klavierinnere eine gekrümmte, körperlich anstrengende Haltung verursacht, und nicht zuletzt die gestischen Gestalt des Ziehens, des Zuckens sowie des Dirigierens mit den beiden Händen macht das Arco-Piano zur Kunst, die musikalische, bildende, darstellende und poetische Perspektiven vereinigen lässt."

Ping-Pong Bälle


"Ping-Pong-/Tischtennis-Bälle gehören auch zum meinen Apparat. Der kontrollierbare Ballwurf in die Saiten, einerseits direkt mit der Hand und andererseits durch das Spielen am Tasten, macht die Ballbewegungen zu den mal kalkulierbaren und mal zufallsreichen Rhythmen."



Resonanz


"Mein Prinzip als Pianistin und als Komponistin in der Präparation des Klaviers setzt die instrumental-akustischen Eigenschaften und die Schonung des Instrumentes voraus.
Das Klavier hat einen wunderbaren Resonanzkörper, der man im Sinne einer Präparation - mit Mikrophon verstärkt - auch mit anderen Instrumenten gut resonierend wirken lässt. In großen Takten singt das Meer (2005) für 2 Klaviere (ohne Mikrophonverstärkung) von mir habe ich für jedes Klavier ein Klaviersystem mit  verstummten spielenden Tasten und anderes normales Klaviersystem im Hinblick auf die Obertonreihen und die Abweichungen der Obertönen zu temperierten Tönen kombiniert. Die Ausklingenden sind wie die luftigen schwebenden Musen, die nur in der reibenden Kollision und in der harmonierenden Fusion der Klängen zu fangen sind."

Abklebungen


"Im Stück zu zweit (1996) für präpariertes Klavier von mir habe ich mit Gewebeband die Saiten in Schwingungsknotenpunkte geklebt, die Klänge sind wie eine Fusion von kleinen Gamelan Gongs ohne starken Ausklang und kleinen Xylophonen ohne bestimmen Tonhöhen. In diesem Fall habe ich auf ein Klavier, das für diese Präparation geeignet ist, bespielt, denn das Gewebeband hinterlässt eine Klebespur auf den Saiten. "

Se-Lien Chuang 2011

wiki Präpariertes_Klavier