the social dimension of improvisation
interaktive audiovisuelle Performance für 2 Instrumente
Beschreibung: Nach der Idee des japanischen Harmoniebestrebens in der Kommunikation generiert der Computer eine Grafik und einen elektronischen Klang, die die Übereinstimmung in der Improvisation zweier Instrumente wiederspiegeln.
performances:
29.4.2003 Konzert am TNCA,
Tainan National College of Art, Taiwan, Computermusik und Echtzeit-Prozessierung
27.4.2003 National Theater
Concert Hall in Taipeh , Taiwan
Pai Yu Ching, sheng & Tsai Chen Yu, erhuausgewählt für die ISEA 02, International Symposium on Electronic Art, in Nagoya, Japan
Andreas Weixler, Computersystem
Kuwayama Kiyoharu, guitar, handmade electronics25.5.2001 VNM Festival Graz, Österreich im IEM Cube.
Andreas Weixler, concept, max/msp progamming, guitar
Martin Zrost, Bassklarinette, Saxophon, E-Bass; Andreas Weixler, E-Gitarre, ComputersystemUA: 15.12.2000 Experimental Intermedia, New York, USA
szene instrumental, cl & vlc; Andreas Weixler & Se-Lien Chuang, Computersystem
Stimmen und Nachrichten
von Se-Lien Chuang (Taiwan/A), Phill Niblock (USA), Asako Soga (Japan)
sowie der Telephonstimme von One-mobil (A), und ein performanceartiges
Gespräch von Andreas Weixler (A) und dem Besitzerpaar eines Curry-Udon
Restaurant in Nagoya (Japan).
Inhalt
1) social aspects - der soziale Aspekt
2) live setup
3) Ablauf - Introduktion und interaktive audiovisuelle Improvisation
4) Entwicklung und technische Umsetzung
5) Das Computer-Programm für WAON
6) Bilder aus der Max/msp Programmierung
7) CD, Video und Equipment
1) social aspects - der soziale Aspekt
In einem japanischen Gespräch ist ein starkes Harmonisierungbedürfnis vorherrschend. Sind die Gesprächsteilnehmer einer Meinung sind die Gespräch kurz, rhythmisch und melodiös. Gibt es jedoch inhaltliche Differenzen zu besprechen, so mehren sich die Füllwörter, die die Harmonie unter den Gesprächspartnern betonen sollen (Ich schätze Sie wirklich sehr... unsere seit Jahren gepflegte Bekanntschaft... Ihr großer Ruf...)
Diesen sozialen Aspekt, im japanischen Chowa (Harmonie der Personen) genannt, setzte ich künstlerisch in einen musikalischen um - Waon (Harmonie in der Musik).
Equipment
Apple Macintosh PowerBook G3, Max/msp
2 Microphone, Daten/Video-Projektor, Mischpult (4 in 2 mit stereo Aux), Audioanlage, 2 Instrumente
Das Stück hat mehrere ineinander überfließende Teile:
Introduktion, Themenvorstellung und freie audiovisuelle Improvisation.
Die Introduktion macht den musikalischen Gehalt in gesprochenen Nachrichten erlebbar. Soundfiles von Nachrichten auf meinem Anrufbeantworter werden als Instrument betrachtet und live auf ihren Tonhöhenverlauf analysiert und dieser mittels zweier Oszillatorstimmen hörbar und künstlerisch erfahrbar gemacht. Auffallend der ausgeprägt melodiöse Verlauf der weiblichen asiatischen Stimmen und die starke Rhythmisierung der männlichen amerikanischen Nachricht.
Dann die Einbindung eines performance-artig (im live Mini-Disk jogging editierten) Zahlungsgesprächs zwischen einem japanischen Curry-Uton Verkäufers und dem österreichischen Konsumenten. Dazwischen die informelle monotone Stimme der automatischen Ansage des Mobilfunkbetreibers. Musikalisch eindeutig.
Eine Improvisation zweier Instrumente gelangt ausgehend vom Einklang (Chowa-Waon) zu einer freien audiovisuellen Improvisation in Bild und Ton.
Der Computer zeigt seine Analyse visuell an und reagiert mit einer akustischen Antwort, die als Vermittlungsversuchen in den Diskrepanzen der Frequenzen der Instrumente zu verstehen ist, entsprechend den Füllworten in einem Gespräch und vergleichbar mit der emotionale Reaktion z.B. eines Kindes auf ein miterlebtes Gespräch.
Der Rechner zeigt einerseits visuell den Grad des WAONs an, indem er jedes Instrument durch einen färbigen Kreis dargestellt und je nach Tonlage der Instrumente den selben Ton (Waon) erzeugt und, wenn die improvisierten Töne auseinander liegen, alle Frequenzen dazwischen in einer algorithmischen Auswahl generiert. Auch die Aktivität des Computers wird durch einen dritten Kreis dargestellt, der stets zwischen den Instrumenten zu vermitteln sucht, die Harmonie herzustellen, ein Gesamtes zu erzeugen sucht.
Im Chowa-Waon der totalen Übereinstimmung überlagern sich alle 3 Grafiken zu einem Kreis und nur eine Frequenz ist hörbar. Microtonale Abweichungen zeigen eine Kreis mit pulsierender Korona lassen tieffrequente Schwebungen erklingen.
Weite Tonlagen zeigen zwei Kreise für die Instrumente, die sowohl die jeweilige Tonhöhe als auch deren Frequenz-Abstand zueinander erkennen läßt und einen dritten Kreis, der die Vermittlungsbewegung der Oszillatoreinheit des Computers symbolisiert. Diese Computerklänge reichen von leichten Klangbewegungen bis zu dichten Frequenzlagen, die im Extremfall zum alle Frequenzen umfassenden Rauschen anwachsen.
Der soziale Aspekt eines Gesprächs, mit dem oft unterschwellige Bedürfnis nach Anerkennung und Harmonie, wird hier durch eine interaktive audiovisuelle Improvisation umgesetzt und gibt anschließend Freiraum zu einer künstlerischen Improvisation.
4) Entwicklung und technische Umsetzung
Die Instrumente:
Die improvisierenden Instrumente können jegliche sein, die monophon sind und microtonale Intervalle beherrschen und einen gemeinsamen Tonraum haben.
Das Computer Programm:
Das Programm analysiert Tonhöhen und Dynamiken zweier Instrumente und reagiert in Echtzeit in Bild und Ton. Der Programmieranteil wurde von mir, Andreas Weixler in der objektorientierten Programmiersprache Max/msp auf Macintosh Computern realisiert.
Die Forschung:
Die dazu nötige Forschungsarbeit konnte ich an der Nagoya City
University, School of Design and Architecture im Sound Lab unter Prof.
Mikako Mizuno leisten, finanziert durch ein mehrmonatiges Stipendium der
Japan Foundation in den Jahren 2000 und 2001.
5) Das Computer-Programm für WAON
Der interaktiven audiovisuellen Performance WAON (Andreas Weixler 2000) liegt ein Max/msp Patch zum Live-Einsatz zugrunde.
Es besteht aus einem Eingabe und Analyse Modul für 2 Kanäle live audio input und einem mehrkanaligen sound file player und einer realtime Analyse von Tonhöhe und Dynamik zweier zugewiesener Audiokanäle, jeweils einer f¨r jedes Instrument.
Der Programmteil für die Oszillatoren zur akustischen Reaktion des Computersystem ist, wie das gesamte Konzept, modular gearbeitet. Je nach Rechenleistung des verwendeten Computers können die Oszillatoren durch einfaches kopieren vermehrt werden um einen möglichst dichten Klang, vorallem im Extremfall eines resynthetisierten Rauschens, zu generieren. Ein Algorithmus errechnet die Stimm- und Frequenzzuteilung.
Die Grafik ist sehr einfach gehalten, basierend auf färbigen Kreisen und deren geometrischen Verzerrungen zu Ovalen, was dem asiatischen Sinn des Werkes sehr entspricht. Das Script vernetzt die Audio- und Grafikparameter und bestimmt algorithmisch die Zuordnung der Parameter und somit die Abhängigkeiten der Modul-Systeme voneinander.
Bei Übereinstimmung der Frequenzen (Waon) werden die Farben gewechselt. Was dem Musiker eine wichtige Gestaltungsmöglichkeit im Stück gibt, wenn sie sich verstehen und durch Chowa zu einem Waon gelangen...
Das Script bestimmt wie das (selbst) verfaßte System reagiert und kann auf alle Möglichkeiten wie Midi, Audio, Video und Grafik zugreifen, diese mehrfach untereinander verknüpfen und jeder dieser Daten als Eingabe und Ausgabe fungieren lassen. Was noch auf zukünftige Weiterentwicklung des Systems hoffen und schließen läßt.
6) Bilder aus der Max/msp Programmierung
CD AUDIO enthält einen Radio edit und die Vollversion der Aufführung von Waon bei vnm01 im IEM Cube, Graz, Interpreten Martin Zrost und Andreas Weixler.
DVD VIDEO, DV und S-VHS enthält jeweils eine Kurzfassung und eine Vollversion der Dokumentation der Uraufführung des Werkes bei Experimental Intermedia New York 2000 und bei VNM01 in Graz.
Videos von
der Uraufführung am 15.12.2000 bei Experimental Intermedia, New York, USA
szene instrumental, cl & vlc;
Andreas Weixler & Se-Lien Chuang, Computersystem
Phill Niblock, Videoaufnahme; Se-Lien Chuang, Videoediting
und der Performance am 25.5.2001 bei VNM Festival Graz, Österreich
Martin Zrost, Bassklarinette, Saxophon, E-Bass
Andreas Weixler, E-Gitarre, Computersystem
Se-Lien Chuang, Videoaufnahme & Videoediting