Atelier Avant war zur ersten Gründung eine Creativ-Stätte für experimentelle Musik:
Hier wurde mit verschiedenen Grazer Musikpersönlichkeiten geprobt, experimentiert, Projekte entworfen und durchgeführt. Improvisationsmusik, Odd-Rhythmik, Musizieren nach interaktiven Bildern umgebauter Fernseher (1983 mit Gerhard Ertl , Axel Staudinger), Musiktheater und vieles anderes mehr,das meine künstlerische Entwicklung, und wie ich glaube, mancher meiner Kollegen entscheident beeinflußt hat.
1981 a) Jaques Prevert Vertonung
mit Ronald Trimmel, Manuel Simon, Andrea
Sedminek, Andreas Weixler
b) Dementia precox, experimentelle
Musik
Andreas Weixler, Ronald Trimmel, Axel
Staudinger
1982-86 a) Eliott Biss & die
Unerhörten,
Odd-Rhythmik, jazzverwandte Musik
Andreas Weixler, Johannes Wimmer, Samir
Kedwani, Michael Schwarz, Christian Koppensteiner, Carla Carnevale,
Gerhard
Fritsch
b) Anchrax experimentelle Musik
Christian Koppensteiner, Axel Staudinger,
Andreas Weixler
1986 Dis-moll, Tanz- und
Musik-Performance,
Forum Stadtpark - Graz
Katharina Klement, Monika Steffen, Andreas
Weixler, Alberto de Campo,
Samir Kedwani, Christian Koppensteiner,
Axel Staudinger
1987 Flugfluchten, Musik, Tanz und
Sprache, Kulturzentrum bei den Minoriten - Graz
Katharina Klement, Andreas Weixler, Donato
Deliano, Alberto de Campo,Samir Kedwani
1988 a) Elio Gervasie Dance
Company,
computerunterstützte Musik für das
Tanztheater
der Elio Gervasie Dance Company, Landhaushof - Graz, Posthof - Linz
Andreas Weixler, Marion Namestnik
b) Andreas Weixler Corporation, Ensemble
für jazzverwandte Odd-Musik
mit Lars Lindvall, Donato Deliano, Marion
Namestnik, Maria Konrad,
Hans Glawischnigg, Robbi Stützle,
Sebastian Piekarek, ersatzweise Ulli Rennert, Heinrich von
Kalnein,
Christian Giessing
Atelier Avant - Studio Aweixler habe ich
in
meiner Studienzeit 1990 gegründet.
Es bestand im wesentlichen aus 2 Atari Computer, einer digitalen
Workstation Ensoniq EPS 16+ und einem FM-Tongenerator TX 802 sowie
Peripherie Geräte Mischpult, Cassettendeck, digitales Patchbay,
Effektprozessoren etc. finanziert mittels Kredit (Rückzahlung
1990-1996.)
Mit dieser Geräteauswahl war ich kompatibel zum Studio für
Elektronische Musik (IEM) an der Musikhochschule Graz, wo ich
studierte, sodaß ein Datenausstausch und somit eine Coproduktion
ermöglicht ist.
Als meinen größten Erfolg aus dieser Zeit sehe ich das Werk
Corresponding Methal für Klavier, 2 Schlagwerke und Elektronik an,
das durch das damalige Bundesministerium für Unterricht und Kunst
gefördert und bald darauf auf der CD Klangschnitte 2
anläßlich des Festivals electronic access 1993 im ORF Studio
Steiermark erschien und in mehreren internationalen Konzerten und
Rundfunksendungen einem breiteren Publikum vorgestellt wurde (Details
in der Werkliste).
Hervorheben aus dieser Zeit möchte ich auch die Produktion von
Methabl 8.2 UA electronic access 95 und Methabl 8.7. UA Festival
Absolute Musik Allentsteig 1996, erhältlich auf der CD electronic
access 95.
Durch diese Investition, (oder auch dieses Wagnis) war es mir
möglich mich im Bereich der computerunterstützten Komposition
zu etablieren. Zahlreiche internationale Aufführungen in
Österreich, Deutschland, Tschechien, Belgien, England, Kolumbien,
Brasilien ua. waren die Folge.
1993 gründete ich electronic access, eine Konzertreihe als
Plattform für elektronische, elektroakustische und expermientelle
Kompositionen und mit internationalen Verknüpfungen, in
Zusammenarbeit mit der IGNM, der Internationalen Gesellschaft für
Neue Musik (Österreich) und die andere saite, Konzertreihe und
KomponistInnen-Verein in Graz und dem ORF Landestudio Steiermark.
In diese Phase fällt auch der Beginn meiner Organisationsarbeit
(1993-99) für die Publikationsreihe Beiträge zur
Elektronischen Musik, herausgegeben von Robert Höldrich, IEM -
Institut für Elektronische Musik, Graz.
1996 begann ich anläßlich meines
Staatstipendium für Komposition und gleichzeitiger Aufträge
und Konzerte den zweiten Ausbau, der mir die Arbeit in algortihmischer
Komposition und Klangprozessierung ermöglichte.
Gleichzeitig beginnt die künstlerische Zusaammenarbeit mit Se-Lien
Chuang. Privat seit 1994 bekannt und seit 1998 verheiratet erkannten
wir unser gemeinsames Potential: Unser erstes gemeinsames Konzert gaben
wir 1996 in der alten Schmiede im Rahmen des Elektronischen
Frühling.
Zur Aufführung kam u/hhua-ghua (A. Weixler 1996)
23.4.96 Festival Elektronischer Frühling 96, Wien,
Ur-Aufführung von u/hhua-ghua (A. Weixler 1996) für Klavier
und ISPW.
In Zusammenarbeit mit dem Institut für Elektroakustik Wien und dem
Institut für Elektronische Musik Graz, Se-Lien Chuang Klavier und
Performance und Andreas Weixler Klangregie, Max/ISPW.
Dieses damals bereits in Echtzeitprozessing aufgeführte Werk
sollte Grundstein für eine jahrelange künstlerische
Zusammenarbeit und Entwicklung neuer Techniken für realtime
Prozesse von Bild und Ton werden.
Gemeinsame Produktionen in elektroakustischer Musik brachten uns nach
England, 1996 in die Studios der University of East Anglia und der
University of Birmingham, wo das BEAST - Electro Acoustic Sound Theatre
beheimatet ist. Werke wie Jade (Weixler), greedy new game, bow und
parame (Chuang) wurde international erfolgreich.
Für das Atelier Avant Austria als Wirkungsstätte war in
dieser Zeit am wichtigsten der Umstieg auf die Computerplattform Apple
Macintosh. Die Ausrüstung basiert auf dem Wunsch mit der
Technologie von IRCAM (Paris) Software komponieren zu können und
ist nunmehr kompatibel zum SAMT Studio for Advanced Music and Media
Technology am Bruckner-Konservatoium in Linz, wo ich seit 1997 als
Lehrer für Musik- und Medientechnologie tätig bin. Für
die dafür nötigen Neuanschaffung nahm ich neuerlich einen
Kredit auf, mit einer Laufzeit bis Juli 1999.
In dieser Phase begann die Zusammenarbeit mit dem Projekttheater
Wien-NewYork mit der Computer-Musik zum Theaterstück Einsamkeit
der Lust von Margit Hahn, Regie Eva Brenner.
Weitere folgten wir im Konzerthaus Wien: Echo des Schweigens nach
Texten von Magrit Duras, und Seele brennt für das Werner Schwab
Stück im Rahmen von Graz 2003.
1996 fand electronic access zum zweiten Mal statt um die Konzertreihe
als Plattform für elektronische, elektroakustische und
expermientelle Kompositionen mit internationalen Verknüpfungen
weiterzuführen. Diesmal in Zusammenarbeit mit dem Grazer
Opernhaus/Vereinigte Bühnen, IGNM und die andere saite. In
Zusammenarbeit mit der Konzertreihe die andere saite, für
die wir beide zahlreiche Instrumentalwerke schrieben, produzierte ich 2
CDs electronic acces 96 und Dama-Dama 2.
1998 kam durch Se-Lien
Chuang als Partner noch der Bereich der Videokunst und in
Zusammenarbeit
mit SAMT-Linz die audiovisuelle Komposition hinzu: Musik-Video Lini-en
(1998).
1999 war Se-Lien Chuang Stipentiatin der Werkstadt Graz zum Silicon
Graphics Studio Training (Maya Workshop - Computeranimation), dies
führte zur Produktion von Computeranimationen mit
Computermusik, blue elephant und Trinity (1999). In der weiteren
Entwicklungen im Bereich von Kunst-Video entstand während des
Aufenhaltes an der Nagoya City University/Japan durch die
Unterstützung von Prof. Yamaguchi und Ass. Prof. Mikako Mizuno
Lauf-auf (2000).
Diese audiovisuellen Kompositionen führten rasch zu
Zusammenarbeiten mit anderen Künstlern, wie Karlheinz Essl in
Catch in the Cage (1998), Gertrude Moser-Wagner, Luftloch (1997),
Ouroboros (2000), concept & Coincidence (2005) und auf VHS und DVD
Produktionen erschienen sind (Edition SAMT, Video Edition Austria,
SIBGRAPI 2000 Video Festival).
1999 führte ein weiterer Produktionsaufenthalt nach Sheffield in
England, wo außer zahlreichen eigenständigen
elektroakustischen Kompositionen von uns beiden wie cave, MetaDancer,
ec-lipse (Chuang), Sonic Satie, deep blue clown (Weixler), das
gemeinsame Werk A Crush on You für realtime Prozesse mit
chinesisches Yan-Zin und Max Msp einen Grundstein für die
Entwicklung der nächsten Jahre legt.
Erste Zusammenarbeit mit dem bildenen Künstler Hermann Nitsch
für die elektroakustische Realisationen für das Orgien
Mysterien Theater (1998, 1999 und 2005), und weitere Tanzprojekte mit
Anna Schrefl Cie.
Als Vorstandsmitglied der österreichischen Gesellschaft
koordinierte ich unter der Leitung von Igor-Lintz-Maues das
internationale Festival ElektroKomplex 1998 (mit GRM Paris) in Wien und
ElektroKomplex 1999, Festival und Tagung für alle Sparten
elektronischer Musik.
Wir entwickelten gemeinsam unser
Computersystem für audiovisuelle
Echtzeitprozesse und setzen es in unseren Konzerten und
Präsentationen ein. Workshops und Vorträge in USA, Japan,
Süd-Korea. Taiwan, England, Österreich und Deutschland
kompletierten unsere internationale öffentliche Präsenz.
Unsere künstlerische Arbeit ist als work in progress zu sehen.
Jede Aufführung der interaktiven Werke, auch desselben Titels, ist
ein Unikat, nicht nur aufgrund der Improvisationskonzepte, sondern weil
das Computersystem und die damit verbundenen Abläufe für jede
Performance weiterentwickelt werden.
„Wir sehen unser Kompositionen nicht als separate Werke, sondern als
Fluss von künstlerischem Schaffen. Viele unserer Werke,
Instrumentalkompositionen, elektroakustische Musik, audiovisuelle und
interaktive Arbeiten, stehen in Beziehung zueinander oder sind die
Voraussetzung für das andere.
So gesehen sind Konzert und Präsentationen wie ein Fenster, in dem
man den aktuellen Stand sehen und hören kann.“
Am wichtigsten in dieser Phase war der gemeinsame Forschungsaufenthalt
in Computermusik und interaktiver audiovisuellen Medien an der Nagoya
City University, School of Architecture, Music Lab, bei Ass.Prof.
Mikako Mizuno (2000-2001) das durch ein Stipendium des Japan Foundation
Fellowship Programm ermöglicht wurde, aber auch, wie viele
Projekte dieser Zeit, durch österreichische Förderungen von
Stadt Graz, Stadt Linz, SKE Fonds, Land Steiermark, Land
Oberösterreich, Bundeskanzleramt, Sektion Kunst, der Stadtapotheke
Trofaiach, und den Österreichischen Kulturforen in New York,
London, Japan und Seoul, auch Unterstützungen der
Universitäten, Universität für Musik und darstellende
Kunst in Graz, Bruckner-Universität Linz und Kunstuniversität
Linz (Institut für Medien), die alle wesentlich zu unserer
künstlerischen Entwicklung und internationalen Präsenz
beigetragen haben.
2003-2004 lebten wir in Taiwan, Andreas
Weixler als Gast-Professor für Music Engineering und Se-Lien
Chuang als Lehrbefauftragte in Visual Computer Communication am TNCA -
Tainan National College of The Arts.
2004/2005 waren wir GastkünstlerInnen des Landes Steiermark in
Berlin und produzierten und forschten im Elektronischen Studio der
Technischen Universität Berlin, bei Folkmar Hein. Wir entwickelten
nicht nur unser AVI-System weiter, sondern produzierten auch die
Trilogie für Pi und für Io gemeinsam, bestehend aus neuen
elektroakustischen Mehrkanalkompositionen für Pi (Weixler), für Io (Chuang) und dem
neuesten Werk mit dem erweiterten audiovisuellen realtime System und
arco-piano, Interlude für Pi
und Io.
Diese wurde bei UltraSchall, Festival für neue Musik in Berlin
urauffgeführt und weiter in Basel, Graz, Wien u.a.
Das Computer System möchte wir wie in unseren Konzerttexten
beschreiben:
„Bruchstücke von Erinnerungen (sowohl von Mensch als auch von
Computer) generieren eine Synästhesie zwischen Klängen und
Bildern. Die Klänge von Instrumenten wie Yan-Zin, einer
traditionell chinesischen Trapez-Zither, im Spannungsfeld von
chinesischer Melodik und westlichen zeitgenössischen
Spieltechniken oder des arco-piano, ein mit Bogenhaar gestrichener
Konzertflügel, dienen als Interface in einem audiovisuellen
interaktiven Konzert der Generierung von Bildern und Prozessen.
Zeitgleich fügt eine Mehrkanal-Granularsynthese kleinste
Klangpartikel der Instrumentalklänge zu einem beständig
veränderlichen Klangfluss aus Tonhöhen, Zeitdauern und
Positionen im elektroakustischen Raum zusammen. Die musikalischen und
visuellen Komponenten interagieren und beeinflussen sich gegenseitig um
zu einem einzigartigen synästhetischen Kunstwerk einer
Improvisation zu verschmelzen. „
Unser audiovisuelle Echtzeit Computersystem kam in zahlreichen
Konzerte, Performances und Installationen weltweit zum Einsatz und
würde dabei immer weiterentwickelt, verbessert und neu geschrieben
und zeigt seine Flexibilität mit verschiedensten Instrumenten:
2 präparierte E-Gitarren (Waon bei ISEA 02, International
Symposium on
Electronic Art, Nagoya, Japan), traditionell chinesische Instrumente
sheng, Mundorgel und erhu, 2-saitige Geige (Waon in Taiwan, 03),
Yan-zin, Hackbrett (Erinnerung in Jedem Laut, Sumida Triphony Hall,
JSEM Tokio 04, ars electronica Linz 05, Logos Gent 04, Lightingale
Museum Sammlung Essl 03, a crush on you New York 00, Taipeh 03 u.a.),
traditionell koreanische Instrumente haegeum, cheolhyungeum, geomungo
und Perkussion (Seoul Lightingale, South-Korea, SICMF 03), traditionell
japanische Biwa (The Story of Heike, Nagoya, Japan, 2001), westliche
Instrumente wie Violoncello und Klarinette (Waon in NYC 2000),
Bass-Klarinette, Saxophon und elektrische Gitarre (Waon bei VNM 01,
Graz, Austria), Jazz-Bass und Klavier (Lightingale bei VNM 03, Graz),
experimentelle Violoncello und Violine (living cave bei artport
Mediaselect 01, running-figure-lantern bei ISEA 02 in Nagoya, Japan)
und auch menschliche Stimmen (living cave bei artport Mediaselect 01
Nagoya, Japan und bei Laval Virtual, Frankreich 2001) sowie
prepariertes Klavier (Interlude for Pi and for Io UltraSchall Berlin
05, Realtime/Nonrealtime Basel 05, VNM-Festival Graz 05). Die
Zusammenarbeit mit dem Janus-Ensemble unter Leitung von Christoph Cech
ermöglichte uns erstmals den Einsatz unseres AVI-System mit einem
größer besetzten zeitgenössischen Ensemble (Rooming“,
Porgy&Bess 05).
Weitere Zusammenarbeiten in dieser Zeit
für die elektroakustischen Realisationen des Orgien Mysterien
Theater des bildenen Künstlers Hermann Nitsch, Musik für
Videos der Konzeptkünstlerin Gertrude Moser-Wagner und
Konzert-Lesungen mit den Literaten Joachim Gunter Hammer, Helwig
Brunner und Günther Eichberger, u.v.a. verbreiteten unsere
künstlerischen Tätigkeitsfelder.
2004 organisierten wir die Konzertreihe electronic access um die
japanische Gesellschaft für Elektronische Musik nach Wien
(Radio-Kulturhaus) und Linz (Bruckner-Universität) zu Konzerten
einzuladen.
Texte: Andreas Weixler/Se-Lien Chuang 1998/2005/2006
Werke aus dem Atelier Avant 1998